Zwischen Dada und Kunst des 20. Jahrhunderts - Einsteins Berliner Jahre 1920-1928

1920

Januar: Besuch des belgischen Schriftstellers Clement Pansaers in Berlin, den Einstein in Brüssel kennen gelernt hat. Mit seiner Loslösung aus dem Berliner Dada-Szene - noch 1920 wird er vom Bulletin Dada zum Kreis der Dada-Präsidenten gezählt - beginnt Einstein seine zunächst zögerliche Mitarbeit in Paul Westheims Kunstblatt im April mit einem Text zu Rudolph Schlichter. Einstein plant eine Beteiligung an der von Le Corbusier und Ozenfant herausgegebenen Monatsschrift L'Esprit nouveau (vgl. Ebel). Anfragen Ozenfants um Artikel noch im Folgejahr führen jedoch zu keiner Veröffentlichung Einsteins. Kisling gegenüber distanziert sich Einstein 1921 deutlich vom Purismus Ozenfants (CEMK).

Zusammen mit der Gräfin Agathe (Aga) von Hagen, die er schon aus seiner Brüsseler Zeit kennt, kauft Einstein in Berlin-Frohnau, Veltheim-Promenade 17, ein Haus.

Ab Oktober: Regelmäßige Veröffentlichungen in der von Florent Fels herausgegebenen Pariser Zeitschrift Action mit dem Beginn der Bebuquin-Übersetzung Yvan Golls. Goll und Einstein dürften sich bereits seit ca. 1913 kennen. Im Laufe seiner Mitarbeit an Action auch Bekanntschaft zu Clara und André Malraux. Clara Malraux übersetzt zusammen mit Einstein Bebuquin, die Übersetzung geht allerdings verloren.

November: Einstein nimmt brieflichen Kontakt zu dem von ihm sehr geschätzten polnischen Maler Moïse Kisling auf, den er bereits um 1912/13 in Paris kennen gelernt haben dürfte. Einstein bittet um die Zusendung der Zeitschriften Les Cahiers d'aujourd'hui, die von Breton, Aragon und Soupault gegründete Littérature, schließlich L'Esprit nouveau. Bald fasst er den Plan zu einer Monographie über Kisling und bemüht sich außerdem um eine Kisling-Ausstellung in Berlin.

Einsteins Negerplastik erscheint im November in zweiter, fast unveränderter Auflage im Münchner Verlag Kurt Wolff. Neben anderen Projekten zu Afrika kommt Einstein auf bereits um 1916 verfolgte Pläne zur Veröffentlichung einer "mythologie africaine" zurück, die freilich erst 1925 als Afrikanische Legenden erscheinen wird.

1921

In den Januar fällt die Beendigung der Arbeit an Die schlimme Botschaft. Einstein beginnt die Korrespondenz mit dem im Februar 1920 nach Paris zurückgekehrten Daniel-Henry Kahnweiler, verbunden mit der Bitte um Bildmaterial für die entstehende Afrikanische Plastik (EKC). Bereits im Jahr zuvor nimmt er im selben Zusammenhang Kontakt zum Pariser Galeristen Paul Guillaume auf.

Außerdem verfolgt Einstein bereits seit Ende 1920 gehegte Pläne zu einer letztlich nicht realisierten Vierteljahrs-Zeitschrift mit dem Arbeitstitel Moment, die er vermutlich zusammen mit Florent Fels herauszugeben beabsichtigt. Womöglich im Zuge dieses Projekts bereist er im Januar Hamburg und Hannover. Er äußert daneben Pläne zu einer ebenfalls nicht realisierten Veröffentlichung moderner (französischer) Künstler für die Marées-Gesellschaft, deren Fortgang sich bis in den Februar des Folgejahres verfolgen lässt, und tritt deswegen mit Julius Meier-Graefe in Verbindung, zudem mit Kahnweiler. Womöglich handelt es sich hierbei um den erst 1923 erschienenen 42. Druck der Marées-Gesellschaft, Die Mappe der Gegenwart, die mit Abbildungen von Braque, Picasso, Vlaminck oder Derain auch einige mit Kahnweiler zumindest zeitweilig assoziierte Künstler präsentiert. März: Einstein besucht die mit ihm befreundete Malerin Anita Rée in Hamburg.

Vermutlich im Frühjahr lernt Einstein durch Vermittlung Moïse Kislings den Bildhauer Alexander Archipenko kennen, der sich seit 1921 in Berlin aufhält. Womöglich der Initiative Einsteins, von Archipenko zunächst durchaus angetan, ist es zu verdanken, dass im selben Jahr, parallel zu verschiedenen Ausstellungen Archipenkos und zur Publikation zweier Lithographien in Die Schaffenden, im Verlag Wasmuth ein Mappenwerk Archipenkos mit Steindrucken erscheint. Einstein besucht auch wenige der von Archipenko initiierten Künstlertreffen, womöglich im Zusammenhang zu sehen mit dessen Lehrtätigkeit in Berlin-Charlottenburg, ist insgesamt jedoch eher enttäuscht. Die Beziehung zwischen beiden trübt sich in der Folge deutlich.

Am 1. Juli erscheint Die schlimme Botschaft, von deren 2400 Exemplaren lediglich 250 verkauft werden und die, neben deutlichem Unverständnis aus kommunistisch orientierten Kreisen, auf Widerstand im rechten, nationalistischen und antisemitischen Lager führt. Einstein liest in der Galerie Herbert von Garvens in Hannover daraus vor (Vester). Im Sommer besucht Einstein die Pinakothek in München und zeigt sich beeindruckt von Werken vor allem Lukas Cranachs d.Ä. In München wohnt er außerdem einer Strindberg-Aufführung bei. Er erhält im Zeitraum Sommer bis Herbst Besuche von Kisling, Yvan und Claire Goll, Henri-Pierre Roché, Frans Masereel in Berlin/Frohnau. Außerdem schließt Einstein Bekanntschaft mit Ilja Ehrenburg und El Lissitzky (letzterer befindet sich erst seit Ende 1921 in Berlin). In diese Zeit fällt auch das Fragment eines Aufsatzes zur russischen Kunst nach der Revolution, zunächst auf das Werk Nathan Altmanns ausgerichtet, mit dem Einstein zu Beginn der zwanziger Jahre in Verbindung steht (Neundorfer). Ein Erscheinen in der von Ehrenburg und Lissitzky herausgegebenen Zeitschrift Wjeschtsch scheitert. Einstein bewegt sich verstärkt in den Kreisen der russischen Emigranten in Berlin.

Im November erscheint in der von Paul Westheim im Berliner Wasmuth-Verlag herausgegebenen Reihe "Orbis pictus" Einsteins Afrikanische Plastik, die er Kisling widmet. Einstein berichtet Kisling von seiner Arbeit an dem Buch Der frühere japanische Holzschnitt, das, der renommierten Frankfurter bzw. Berliner Sammlerin Tony Straus-Negbaur gewidmet, im Folgejahr ebenfalls in der Reihe "Orbis pictus" erscheint. Die Action publiziert neben der Fortsetzung des Bebuquin weitere französische Übersetzungen aus Einsteins Œuvre: Teile der Schlimmen Botschaft erscheinen, die Neger-Lieder wie der Beginn der Negerplastik. Einstein veröffentlich hier auch als Original-Beitrag in französischer Sprache seinen Aufsatz De l'Allemagne, der womöglich im Zusammenhang mit einem Buchprojekt über die Révolution allemande steht, das er zu dieser Zeit zusammen mit Henri-Pierre Roché plant. Die Zagreber Zeitschrift Zenit druckt, vermutlich durch Goll vermittelt, Einsteins Neger-Gebet. Yvan Goll hatte sein in der Biblioteka Zenit erschienenes Poem Paris brennt Carl Einstein gewidmet (Ihrig). Dezember: Im Zuge der Inflation erleidet Einstein - wahrscheinlich infolge von Börsenspekulationen - größere Verluste (CEMK). Einstein äußert gegenüber Kahnweiler die Überlegung, die neueröffnete Berliner Depandance der Galerie Flechtheim zu leiten. Einstein liest Trotzki, interessiert sich für Jarrys Ubu Roi und die "pensées" von Ingres.

Dezember: Im Zuge der Inflation erleidet Einstein - wahrscheinlich infolge von Börsenspekulationen - größere Verluste (CEMK). Einstein äußert gegenüber Kahnweiler die Überlegung, die neueröffnete Berliner Depandance der Galerie Flechtheim zu leiten. Einstein liest Trotzki, interessiert sich für Jarrys Ubu Roi und die "pensées" von Ingres.

1922

Im Februarheft des Kunstblatt publiziert Waldemar George den Aufsatz Carl Einstein und Jacques Lipschitz, in der er plastische Prinzipien, die Einstein in der Negerplastik formuliert hatte, auf das Werk von Lipchitz übertragen will. Im Sommer dieses Jahres kommt es zum Kontakt zwischen Einstein und Lipchitz. Einstein äußert gegenüber Kisling die Absicht, im März nach Paris zu reisen. In diesen Monat fällt der Abschluss des Vertrags mit dem Propyläen-Verlag über die Abfassung des Textes und die Bebilderung der Kunst des 20. Jahrhunderts. Einstein erhält vom Propyläen-Verlag ein Darlehen über 5.000.- M. für eine Reise wohl nach Paris. Ein Aufenthalt Einsteins dort ist für den April nachweisbar.

Das Amtsgericht Berlin verfügt am 15. März die Beschlagnahme von Einsteins Drama Die schlimme Botschaft, am 10. August erhebt der Oberstaatsanwalt Ortmann Anklage wegen Gotteslästerung gegen Einstein und seinen Verleger Ernst Rowohlt (§ 166 StGB). Es folgt die Verurteilung Einsteins am 12. Oktober zu 6 Wochen, Rowohlts zu drei Wochen Gefängnis, ersatzweise zu einer Geldstrafe von 10.000 bzw. 5.000 Mark. Einstein reagiert darauf auch publizistisch (Gott in Paragraphen gepreßt).

Im Frühjahr beginnt Einstein seine Mitarbeit an dem zu dieser Zeit noch von Alfred Flechtheim herausgegebenen Der Querschnitt, außerdem intensiviert er nun seine Arbeiten für Westheims Kunstblatt.

Das Titelblatt der von Ehrenburg und Lissitzky herausgegebenen Zeitschrift Vešc' Objet Gegenstand weist Einstein in der ersten Nummer vom März/April als zukünftigen Beiträger aus. Obwohl dort "Gedichte" Einsteins angekündigt werden, beabsichtigte Einstein sehr wahrscheinlich die Publikation seines Aufsatzes zur revolutionären russischen Kunst. Zu einer Veröffentlichung an diesem Ort ist es allerdings auf Grund der Einstellung der Zeitschrift nicht gekommen.

Ca. September: Pläne zu einem nicht realisierten Roman, Die Automaten, zusammen mit Fernand Léger. Außerdem hegt Einstein den Plan, seine Erzählung aus der Vorkriegszeit Die Mädchen auf dem Dorfe von Kisling illustriert erscheinen zu lassen. Einsteins Monographie zu Kisling erscheint in Leipzig in der Reihe "Junge Kunst", parallel dazu im Cicerone und dem Jahrbuch der jungen Kunst. Im Zuge weiterer Pläne zu Publikationen zu Braque ("recherche pure de l'espace par un peintre") und Gris, die sich bis in den Juni des Folgejahres hinziehen werden, will Einstein nach Paris reisen.

Die am 15. Oktober in der Berliner Galerie van Diemen eröffnete "Erste russische Kunstausstellung" lässt Einstein sichtlich unbeeindruckt: "ils troubleront avec ça un peu de la vieille merdre" (CEMK).

Die Afrikanische Plastik erscheint in der französischen Übersetzung von Thérèse u. Raymond Burgard in Paris, Teile daraus in der Action, eine italienische Übersetzung gibt die Edition der Valori plastici in Rom heraus.

Am 23. Dezember lernt Einstein in Frankfurt a.M. bei seinem Schwager, dem Bildhauer Benno Elkan, Tony Simon-Wolfskehl kennen. In Frankfurt dürfte er auch - so legen es die Briefe an Simon-Wolfskehl nahe - Kontakt zu Max Beckmann gehabt haben. Ebenfalls im Dezember verfasst Einstein, motiviert durch von Kahnweiler erhaltene Reproduktionen, den Artikel Gerettete Malerei, enttäuschte Pompiers (veröffentlicht Februar 1923 im Kunstblatt mit den entsprechenden Abbildungen), in dem sich seine erneute Annäherung an den Kubismus manifestiert. Ende 1922, Anfang 1923 amouröse Kontakte zu Elsa Triolet.

1923

In einem Brief an Tony Simon-Wolfskehl distanziert sich Einstein im Januar von zahlreichen seiner literarischen Kollegen, darunter Alfred Döblin, Leonhard Frank, aber auch Goll. Allein Gottfried Benn, mit dem er sich während der zwanziger Jahre hin und wieder trifft, wird von Einstein anerkannt. Etwa zu dieser Zeit bemüht sich Einstein intensiv um sein Projekt der "Fortsetzung" des Bebuquin, das sich bis Mitte der dreißiger Jahre verfolgen lässt und in dieser Zeitspanne mancherlei konzeptionelle Veränderung erfährt. In den Februar fallen Pläne zu einem Erzählungsband mit Illustrationen von Gris. Etwa zur selben Zeit auktioniert Einstein in den Räumen der Galerie Flechtheim Aquarelle von Joachim Ringelnatz.

Seit Ende 1922 oder zu Beginn 1923 pflegt Einstein Kontakte nach Russland, u.a. um dort seine "gesammelten Schriften" zu veröffentlichen. Einstein verkehrt mit Jewgeni Lundberg, zu dieser Zeit Mitarbeiter im "Skythen"-Verlag, und Alexander Tairow, Gründer des Moskauer Kammertheaters. Womöglich in Verbindung mit beiden, aber auch mit Meyerhold, erwägt Einstein die Aufführung der Schlimmen Botschaft in Russland. Bezeugt sind außerdem Besuche im Atelier von Iwan Puni und Kontakte zu dessen Frau Xenia Boguslawskaja, mit der er wohl nach deren Übersiedlung nach Paris in Verbindung steht. Im Mai hält Einstein einen Vortrag im russischen "Haus der Künste" über "Kubismus".

Im Frühjahr reicht Einstein die Scheidung von Maria Einstein, geb. Ramm, ein, verfolgt im Gegenzug Heiratspläne mit Tony Simon-Wolfskehl. Wohl in diesem Kontext kommt es zur Kontaktaufnahme Einsteins zum Bauhaus und zu Treffen mit Gropius, Kandinsky und Klee. Einstein schlägt schließlich eine Berufung ans Bauhaus aus.

April: Einstein erwägt die Übersetzung von Maurice Raynals Le boxeur et son ombre.

Mai: Pläne zu Publikationen zu Gris, Braque, Léger und Klee im Propyläen-Verlag, möglicherweise sind damit Mappenwerke gemeint. Besuche von Florent Fels, wahrscheinlich auch von Marc Chagall.

Juni: Einstein schreibt den sog. "Kahnweiler-Brief", hervorgegangen aus Unregelmäßigkeiten im Umgang mit Bildmaterial, das Kahnweiler ihm zur Verfügung gestellt hatte. Darin spricht sich Einsteins Versuch der theoretischen Klärung eines literarischen Kubismus aus. Ankündigung eines solchen Textes, illustriert mit Lithographien von Gris, verbunden mit der Ankündigung eines theoretischen Werks hierzu. (EKC )

Ende der Beziehung zu Tony Simon-Wolfskehl wahrscheinlich Juli/August. Ab Sommer (wohl bis Ende des Jahres): Einstein verlässt Deutschland, um der angespannten politischen Lage zu entkommen. Aufenthalt mit der Fotografin Florence Henri in Italien, nahe Florenz (Meffre 2002). Aga von Hagen bleibt unter der Obhut der Familie Wasmuth, dem Verleger Günther, seinem Bruder Ewald und dessen Lebensgefährtin Sophie Kindsthaler, die Einstein wohl seit Beginn der zwanziger Jahre kennt, in Berlin/Frohnau zurück.

Oktober: Uraufführung von La création du monde, durch das Schwedische Ballett mit der Bühnenausstattung Légers, die dieser u.a. nach Vorlagen der Negerplastik und Afrikanischen Plastik gestaltet hatte. Für die musikalische Komposition zeichnete Darius Milhaud verantwortlich. Bereits im Jahr 1920 soll Einstein, so legt wenigstens eine Bildlegende in Flechtheims Querschnitt nahe, die Idee zu dem Solo-Tanz Sculpture nègre von Jean Börlin, dem Choreographen und Ersten Tänzer des Schwedischen Balletts, geliefert haben. Im Frühjahr 1922 hatte Einstein einen positiven Artikel über eine andere Produktion des Ensembles, Skating Rink, ebenfalls mit der Ausstattung durch Léger, im Querschnitt veröffentlicht. - Die Beziehungen Einsteins zum Umfeld des Schwedischen Balletts via Léger gestalten sich noch komplexer: Wohl im Mai 1923 berichtet er an Kisling von seinen Bemühungen, die Komponistengruppe "Les Six", zu denen auch Erik Satie und Darius Milhaud gehörten, in Berlin zu etablieren. Und bereits im Januarheft 1923 des Kunstblatt hatte Léger, mit dessen Illustrationen Einstein ja seinen Automaten-Roman zieren wollte, seinen Artikel Kurzgefaßte Auseinandersetzung über das aktuelle künstlerische Sein Carl Einstein gewidmet. 1924 wird Léger im Februarheft dieser Zeitschrift Einsteins literarisches Schaffen in eine Reihe mit Whitman, Rimbaud, Cendrars und Majakowski stellen.

Der Spiegel, Jahrbuch des Propyläen Verlages 1924Herbst/Winter: In ausführlichen Briefen an den Freund Kisling versucht Einstein, diesen über eine künstlerische Krise hinwegzuhelfen.November: Ausführlicher Brief an Ewald Wasmuth, in dem sich Einstein in einem für ihn ungewöhnlichen Umfang theoretisch im Zuge seiner Auseinandersetzung mit Mach und Bergson auch zu Fragen der Psychologie äußert. Ewald Wasmuth wird sich 1929, mit dem Erscheinen seines philosophischen Erstlings Kritik des mechanistischen Weltbilds, worin er sich u.a. auch auf Einsteins Anmerkungen bezieht, aus dem zusammen mit seinem Bruder Günther geleiteten Verlag zurückziehen12. Dezember: Brief an Paul Léautaud, mit der folgenlosen Bitte, dessen Erzählung Le petit ami übersetzen zu dürfen.Einsteins Veröffentlichungen, mit Ausnahme des als Vorabdruck aus der Kunst des 20. Jahrhunderts in Der Spiegel. Jahrbuch des Propyläen-Verlages veröffentlichten André Dérain, ausschließlich im Querschnitt oder Kunstblatt publiziert, fallen bis auf eine Ausnahme in die erste Hälfte des Jahres. Außerdem erscheint seine Übersetzung von Gustave Coquiots Toulouse-Lautrec in luxuriöser Aufmachung im Wasmuth-Verlag.

1924

Spätestens Frühjahr: Einstein ist zurück in Deutschland. Erste Absichten eines Umzugs nach Paris werden gegenüber Kahnweiler geäußert, schon im Dezember des Vorjahres drückt Einstein gegenüber Kisling seine Hoffnung aus, im Frühjahr in Paris zu sein. Einsteins Bemühungen um Publizität in der Sowjetunion tragen Früchte, da im Februar die Zeitschrift Rossija Einsteins Der Verfall der Ideen in Deutschland als Originalbeitrag in russischer Sprache abdruckt. Außerdem erscheint eine russische Übersetzung der Schlimmen Botschaft.

Spätestens ab Sommer beginnt Einsteins Zusammenarbeit mit Westheim und Hermann Kasack, dem Lektor des Kiepenheuer-Verlags, für den Europa Almanach, der - entgegen der Jahresangabe - bereits Ende 1924 erscheint (Windhöfel). Weitere Jahresbände sind geplant, kommen jedoch nicht zustande. Dabei u.a. Brief an Tristan Tzara (30.7.1924), in dem Einstein ohne Erfolg um die Zusendung einer kurzen Geschichte Dadas bittet. Weitere Briefe an Carl Sternheim und Franz Hellens aus der Hand Einsteins mit der Bitte um Beiträge sind erhalten. Entgegen den ursprünglichen Plänen - Kasack wollte sich die den Almanach durchziehenden Glossen mit Einstein teilen - verzichtet Einstein auf die Abfassung von Glossen. Seinen Part übernimmt offensichtlich Franz Landsberger. Ebenfalls bei Kiepenheuer gibt Einstein zusammen mit Westheim auch einen Band Rudolf Belling - Skulpturen heraus. Kahnweiler gegenüber äußert Einstein sein Missbehagen über den Querschnitt.

November: Kontakte zu Ezra Pound mit dem Plan zu einer Anthologie englischer und amerikanischer Lyrik, Plan zur Übersetzung diverser amerikanischer Romane; hierbei offensichtliche Mitarbeit am Berliner Verlag "Die Schmiede".

1925

Afrikanische Legenden, Berlin, 1925 28. März: Bestätigung des Propyläen-Verlages über den Eingang der letzten Manuskriptseiten der Kunst des 20. Jahrhunderts. Ab März oder April hält sich Einstein zusammen mit Aga von Hagen in London auf und betreibt u.a. zusammen mit dem Ethnologen Thomas Athol Joyce Studien zu einer unveröffentlicht gebliebenen Publikation über afrikanische Kunst, die im Wasmuth-Verlag erscheinen sollte. Daneben Kontakte zum Kunsthistoriker Roger Fry und zum Burlington Magazine. In diese Zeit fällt auch Einsteins Arbeit an der Übersetzung und Einleitung von Gustave Coquiots Utrillo, welche noch im selben Jahr erscheint. Einstein betreibt Vorarbeiten zu einem bis in dreißiger Jahre zu verfolgenden, letztlich jedoch nicht ausgeführten Projekt über Corot. Daneben unterstützt er Aga von Hagen redaktionell wohl bei deren allerdings erst 1935 erschienenen Buch über Hunderassen.

Im Frühjahr und Sommer hält sich Einstein u.a. zusammen mit Belling und Westheim in Paris auf. Er will das Bildmaterial für Utrillo sichern, trifft u.a. mit Kahnweiler und André Gide zusammen und führt Verhandlungen mit der Nouvelle Revue Française. Pläne zu Vorlesungen an der Sorbonne im Dezember. Heiratspläne Mit Aga von Hagen.

Neben die schon lange vorbereiteten Afrikanischen Legenden, die bei Rowohlt erscheinen, treten kaum Veröffentlichungen neuer Texte.

1926

7. Januar: Vorlesung Einsteins an der Sorbonne unter dem Titel "L'art comme moyen de transformation de l'espace". Eine Veröffentlichung des Vortrags ist zwar angekündigt, wird aber nicht ausgeführt. Im April erscheint Einsteins Die Kunst des 20. Jahrhunderts als 16. Band der Propyläen-Kunstgeschichte. Im April-Heft des Querschnitt wird daraus das Kapitel über Juan Gris weitgehend unverändert abgedruckt. Kurz darauf, am 15. April, kommt es zum "Attentat" de Fioris auf Einstein in der Berliner Galerie Flechtheim: aufgrund der vermeintlich schlechten Kritik Einsteins in der Kunst des 20. Jahrhunderts schlägt de Fiori Einstein, der zusammen mit Eckart v. Sydow die von Einstein organisierte Ausstellung "Südseeplastiken" besichtigt, den Band der Kunstgeschichte über den Kopf. Einstein erstattet daraufhin Anzeige. Eine Rechtfertigung de Fioris erscheint in der Notiz Mein Attentat in Das Tagebuch. Stephan Grossmann, der Herausgeber des Tagebuch nimmt den Vorfall zum Anlass, sich über die "Gewerkschaft der Kunstkritiker" lustig zu machen. Gegenüber Kahnweiler erwähnt Einstein den Plan einer eigenständigen Publikation zum Kubismus in Zusammenarbeit mit dem Sammler Gottlieb Friedrich Reber.

Katalog Südsee-Plastiken, Berlin, 1926 Einstein liest mit Enttäuschung Ludwig Justis Giorgione. Im Sommer oder Herbst hält sich Einstein in Kochel am See, Oberbayern, auf, das er in den vorhergegangenen Jahren wohl schon häufiger als Urlaubsdomizil gewählt hatte.

In einem Brief vom 28. Oktober sichert Max Beckmann Einstein die weitere Unterstützung seiner Arbeit zu und verspricht die Zusendung von Fotografien, vielleicht bezogen auf die Neuauflage der Einsteinschen Kunstgeschichte.

Neben dem Vorwort zu dem Katalog Südseeplastiken der Galerie Flechtheim veröffentlicht Einstein in der zweiten Jahreshälfte im Querschnitt zwei Artikel zum Berliner Völkerkundemuseum, im Kunstblatt Artikel zu Kandinsky, Georges Michel, und George Grosz.

1927


Anfang des Jahres nimmt Einstein Kontakt zum Münchner Bruckmann-Verlag auf. Ein Brief des Bruckmann-Verlags vom 31.3.1927 reagiert ablehnend auf das Angebot Einsteins, eine "Geschichte der französischen Malerei seit der Renaissance bis zu unseren Tagen" zu veröffentlichen.

Im März beginnt Einstein, jetzt wohnhaft in Berlin-Charlottenburg, mit der Arbeit an der zweiten Auflage der Kunst des 20. Jahrhunderts, die 1928 erscheint. Im Zusammenhang dieser Überarbeitung stehen auch Briefe Einsteins an George Grosz, in denen er diesen u.a. um Abbildungen bittet und Mut zu neuen Arbeiten macht. Im Frühjahr erfolgt die Trennung von Aga von Hagen, Einstein zieht nun in die Pension Krause, Berlin Wilmersdorf.

Am 11. Mai stirbt Juan Gris. Kahnweiler benachrichtigt Einstein. Dieser veröffentlicht im selben Monat im Querschnitt einen Artikel zu Rudolf Belling.

Etwa im Juni bittet Einstein im Zuge der Überarbeitung seiner Kunstgeschichte Kahnweiler um nähere Auskünfte zu André Masson. Masson wird allerdings erst in der dritten Auflage der Kunst des 20. Jahrhunderts erwähnt, dann allerdings als zentrale Figur des neuen Kapitels zur "Romantischen Generation".

Sommer bis Herbst: Einstein verbringt, wie er an Kahnweiler schreibt, "fünf Monate" in "Oberbayern und Tirol" (EKC). Auch hier dürfte Kochel sein vornehmlicher Aufenthaltsort gewesen sein. Einstein arbeitet weiter intensiv an der zweiten Auflage der Kunst des 20. Jahrhunderts, vor allem wohl an dem Picasso-Kapitel, das er im November an Kahnweiler zur Begutachtung mit der expliziten Hoffnung auf eine französische Publikation schickt. Auch an das Ehepaar Reber geht vermutlich eine Kopie des Picasso-Kapitels, verbunden mit der Bitte, das Kubismus-Kapitel Reber widmen zu dürfen, den Einstein im November in Berlin trifft. Mit der Umarbeitung des Picasso-Kapitels proklamiert Einstein das halluzinative Intervall, präludiert gewissermaßen sein Surrealismus-Kapitel der dritten Auflage. Eine wohl parallel verfasste, im Oktober in der Neuen Rundschau veröffentlichte Rezension Einsteins zu Gottfried Benns Gesammelten Gedichten nimmt in ihrem Tenor ebenfalls das Surrealismus-Kapitel vorweg. Das Kapitel zu Picasso wird, erkennbar in seiner Umarbeitung, jedoch um die entscheidenden Erweiterungen gekürzt, 1928 in der Neuen Schweizer Rundschau erscheinen. Lektüre: Paul Valéry: Une soirée avec M. Teste.

Franz Ludwig Hörth Im November erscheint ein Beitrag Einsteins zum Renoir-Katalog der Galerie Flechtheim.

Bei Wasmuth in Berlin veröffentlicht Einstein mit Leon Bakst, dem damaligen Direktor der Berliner Staatsoper Franz Ludwig Hörth (1883-1934) zugeeignet, Einsteins einzige nicht fiktionale Publikation, die ausschließliche dem Theater gewidmet ist.

1928

Mai: Nach einem Italien-Aufenthalt Wiederaufnahme der Pläne zur Übersiedlung nach Paris. Zuvor Kürzerer Aufenthalt in Lugano und Lausanne, vermutlich im Zusammenhang mit Reber. Einstein hegt Pläne, Aga von Hagen mit nach Paris zu nehmen.

Zusammenleben mit Lyda Guevrekian, die Einstein am 6.12.1932 in Paris heiraten wird. Die Kunst des 20. Jahrhunderts erscheint in zweiter Auflage. Daneben publiziert Einstein in der Zeitschrift Deutsche Kunst und Dekoration einen Artikel über Giorgo de Chirico. In den Cahiers d'Art erscheint: Les Fontaines de Rudolf Belling.

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